In Zusammenarbeit mit:
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF)
Klimafeste Acker in Tansania

Das ostafrikanische Land Tansania, gelegen am Indischen Ozean, ist stark landwirtschaftlich geprägt. Über 78 Prozent der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft – doch der Klimawandel stellt eine ernsthafte Bedrohung dar. Die gute Nachricht: Es gibt praktikable Lösungen. Ein Forschungsteam des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) hat untersucht, wie dieses wertvolle Wissen am besten in der Region verbreitet werden kann.
Staub wirbelt auf, als das Auto die holprige Straße entlangfährt. Die Sonne brennt und der trockene Wind trägt den Geruch von Erde und Holz mit sich. Mahlet Awoke, Forscherin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), ist auf dem Weg nach Mlali, einem Dorf etwa 137 Kilometer östlich von Dodoma, der Hauptstadt Tansanias.
Unvorhersehbare Regenfälle, sinkende Erträge und Landverödung machen es für Kleinbäuerinnen und -bauern hier immer schwieriger, ausreichend Nahrungsmittel zu produzieren. „Besonders gefährdet sind die Trockenregionen Kongwa und Chamwino. Hier fallen im Jahr zwischen 400 and 800 mm Regen, unterbrochen von einer Trockenperiode von sieben bis acht Monaten Dauer“, so Awoke. Zum Vergleich: In Deutschland fallen 800 Millimeter Regen über das gesamte Jahr und ohne eine vergleichbar lange Trockenperiode.
Awoke untersucht, wie klimafreundliche Landwirtschaft Kleinbäuerinnen und -bauern helfen kann, ihre Felder an die sich ändernden Klimabedingungen anzupassen. „Seit Jahren arbeiten wir hierzu mit dem Center for International Forestry Research-World Agroforestry Center (CIFOR-ICRAF) in Tansania zusammen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln“, so die Agrarwissenschaftlerin. Heute besucht sie einige der Bäuerinnen und Bauern, die bereits mit Techniken arbeiten, die Boden und Wasser schonen. Sie will sehen, welche Strategien funktionieren und welche Herausforderungen es noch gibt.

Minidämme auf den Feldern
Im Dorf Mlali erwartet Awoke ein einflussreicher Bauer aus der Region, der seit einigen Jahren auf seinen Feldern mit “unterteilten Bewässerungsrinnen” arbeitet. „Mein Boden trocknet entweder ganz aus oder wird nach starken Regenfällen zu nass“, erklärt er, während er mit seiner Hacke eine Rinne in den Boden zieht. Den flachen Kanal unterteilt er anschließend mit kleinen Dämmen. „Jetzt bleibt das Wasser genau dort, wo es gebraucht wird – direkt an den Wurzeln meiner Pflanzen.“
Unterteilte Bewässerungsrinnen sind eine einfache, aber effektive Technik, um Wasser zu sparen. Die Kanäle werden im Abstand von 75 bis 100 cm angelegt, und alle ein bis drei Meter unterteilt, um die kleinen Becken zu bilden. Diese fangen das Regenwasser auf und lassen es in den Boden einsickern. Feuchtigkeit wird so besser gespeichert und es fließt weniger Wasser ab.

Diese Methode kann die Bodenfeuchtigkeit um bis zu 30 Prozent erhöhen, was je nach Boden- und Klimabedingungen zu deutlich höheren Erträgen führt, wie verschiedene Studien gezeigt haben. „Auch meine eigene Forschung zeigt, dass Haushalte, die diese Technik mit Baumzwischenkulturen kombinieren, ihr durchschnittliches landwirtschaftliches Einkommen um bis zu 174 US-Dollar pro Hektar steigern konnten, was in Tansania rund 14 % des Durchschnittsjahreseinkommens ausmacht“, so Awoke. Herr M. lächelt und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Seit ich mit unterteilten Bewässerungsrinnen arbeite, haben sich meine Maiserträge fast verdoppelt. Mit dem zusätzlichen Einkommen konnte ich mein Haus bauen und die Gesundheit meiner Kinder verbessern.“
Chololo-Gruben für kleinere Felder
Ein paar Felder weiter trifft Awoke eine erfahrene Bäuerin, die eine andere klimafreundliche Anbaumethode anwendet: Chololo-Gruben. Sie und andere Dorfbewohner graben kleine, runde Mulden, die etwa 30 Zentimeter tief und 50 Zentimeter breit sind, um Regenwasser aufzufangen. „Auch diese Gruben sammeln den Regen, anstatt ihn abfließen zu lassen“, erklärt sie und legt Kompost in eine der Gruben. “So bleibt die Feuchtigkeit länger im Boden und die Pflanzen haben bessere Überlebenschancen.“

Die Untersuchungen des ZALFs bestätigen, dass Chololo-Gruben die Ernteerträge um bis zu 50 Prozent steigern können und im Vergleich zu Feldern ohne Chololo-Gruben ein durchschnittliches Zusatzeinkommen von 200 US-Dollar pro Hektar ermöglichen. „Mit diesen Techniken können wir auch in Dürrejahren ernten“, sagt die Bäuerin. “Diese Art der Landwirtschaft ist auch auf kleinen Parzellen rentabler.“
Erfolg durch gemeinschaftlichen Erfahrungsaustausch
Was Awoke in Mlali und anderen Dörfern der Region beeindruckt, ist die starke Gemeinschaft der Bäuerinnen und Bauern: „Sie lernen voneinander, probieren neue Techniken aus und tauschen Erfahrungen aus.“ Eine Studie mit 315 Haushalten zeigt, dass solche Netzwerke einen großen Einfluss auf die Verbreitung klimafreundlicher Anbaumethoden haben.
Awoke fragt die Bäuerin, wie sie von den Chololo-Gruben erfahren hat. „Von meinem Nachbarn“, lacht sie. „Er hat mir sein Feld gezeigt und die Techniken erklärt. „Dieses Jahr haben auch meine Nachbarn den Erfolg meines Feldes gesehen und sind gekommen, um von mir zu lernen. Jetzt machen sie es genauso.“
„Dieser horizontale Wissenstransfer – das Lernen von anderen – spielt hier eine zentrale Rolle und ist oftmals in der Praxis erfolgreicher als von außen hereingetragenes Know-how“, erklärt Awoke. Besonders wichtig ist, dass die Methoden an die lokalen Bedingungen angepasst werden: Je nach Bodenbeschaffenheit und Wasserverfügbarkeit wenden die Menschen unterschiedliche Strategien an.

Ein Gewinn für Boden und Artenvielfalt
Die positiven Effekte einer klimafreundlichen Landwirtschaft gehen über höhere Erträge hinaus. Böden, die mit Mischkulturen und organischem Dünger bewirtschaftet werden, speichern langfristig mehr Kohlenstoff und bleiben fruchtbarer. Bäume helfen, die Bodenerosion zu stoppen, bieten Insekten und Vögeln Lebensraum und sorgen für ein stabiles Ökosystem.
Langfristig können sich diese Methoden auch auf weitere Regionen in Tansania und darüber hinaus auswirken: Studien zeigen, dass sich die Bodenqualität in Trockengebieten deutlich verbessern kann, wenn genügend Menschen auf nachhaltige Anbaumethoden umsteigen.
Appell an Politik und Förderprogramme
Der Übergang zu einer klimafreundlichen Landwirtschaft ist nicht immer einfach. Im Dorf Mlali trifft Awoke eine andere Bäuerin, die auf ihrem Hof Chololo-Gruben, unterteilten Bewässerungsrinnen und Agroforstwirtschaft betreibt. „Ich empfehle diese Techniken bereits weiter”, sagte sie, „aber wir brauchen Unterstützung für Setzlinge, Werkzeuge und Ausbildung, um die Akzeptanz zu erhöhen und die Menschen ins Probieren zu bringen.“
Diese Erfahrung weist auf eine häufige Herausforderung hin: Obwohl klimafreundliche Techniken nachweislich positive Auswirkungen auf Produktivität und Widerstandsfähigkeit haben, sind die Kosten für die Umsetzung nach wie vor ein großes Hindernis. „Viele Kleinbäuerinnen und -bauern würden gerne umstellen, verfügen aber nicht über die nötigen Ressourcen”, so Awoke. Das Anlegen von Kanälen und Gruben ist bei allen Vorteilen arbeitsintensiv. Für Kleinbäuerinnen und -bauern, die von der Landwirtschaft leben, ist dieser zusätzliche Arbeitsaufwand ein großes Hindernis – vor allem für Frauen und ältere Menschen, die oft einen Großteil der Last tragen. Die Anstellung zusätzlicher Arbeitskräfte ist selten erschwinglich und erfordert zusätzliches Kapital. Als Werkzeuge werden häufig Hacken oder von Ochsen gezogene Hacken verwendet. Aber selbst die sind für manche Bäuerinnen und Bauern schwer zugänglich. „Trainingsprogramme und finanzielle Unterstützung, wie der Zugang zu Krediten, könnten eine entscheidende Rolle dabei spielen, mehr Menschen zu ermutigen, umzustellen und diese Techniken in vollem Umfang zu nutzen“, so Awoke.
Sie weiß, dass die tansanische Regierung eine klimafreundliche Landwirtschaft bis 2030 anstrebt: „Aber das kann nur erreicht werden, wenn mehr Kleinbäuerinnen und -bauern gezielte Unterstützung erhalten. Die Stärkung der Politik, die Erhöhung der Investitionen in nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherstellung des Zugangs zu wichtigen Ressourcen sind entscheidende Schritte auf dem Weg in eine widerstandsfähige Zukunft“, macht Awoke deutlich.
Weitere Informationen:
Originalpublikation: https://doi.org/10.1080/21683565.2025.2466439
Hinweis zum Beitrag:
Dieser Text wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz (ChatGPT 4.o) erstellt, unter Berücksichtigung der Originalpublikation (veröffentlicht unter CC BY 4.0). Alle Inhalte wurden von den verantwortlichen Forschenden sowie dem querFELDein-Team sorgfältig überprüft und überarbeitet.