In Zusammenarbeit mit:
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF)
Die Lausitz & das Wasser: Bitte einpegeln!

Text: querFELDein
Es ist ein ruhiger Morgen in der Lausitz. Die Spree fließt träge durch die Landschaft, Felder und Wälder spiegeln sich in ihrem Wasser. Doch hinter dieser scheinbaren Ruhe verbirgt sich ein schwieriger Balanceakt zwischen Klimawandel, Bergbau und Landnutzung. Der Wasserhaushalt der Braunkohleregion Lausitz hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert – mit zum Teil unerwarteten Folgen. Forschende des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) zeichnen diese Veränderungen in einer Studie erstmals genau nach.
Insbesondere der Braunkohletagebau, aber auch die intensive landwirtschaftliche Nutzung haben in der Lausitz deutliche Spuren hinterlassen. Nachdem der Grundwasserspiegel für den Bergbau über Jahrzehnte großflächig abgesenkt wurde, ist seit einigen Jahren in vielen Gebieten wieder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. „Was zunächst wie eine gute Nachricht für die Wasserwirtschaft klingt, bringt aber auch Herausforderungen mit sich“, sagt Jenny Kröcher, Erstautorin der jetzt veröffentlichten Studie.
Kröcher forscht in dem vom BMBF-geförderten Projekt „Monitoring der Landschaftsraumoberflächen und Biodiversität mittels Drohnen- und Satellitendaten in der Modellregion Lausitz“. Im Team von Prof. Gunnar Lischeid hat sie nun mehr als 1800 Datensätze ausgewertet, die die Geschichte des Grundwassers, der Seen und Flüsse in der Lausitz in den letzten 30 Jahren erzählen.

„So hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur der Grundwasserspiegel verändert, sondern auch die Nutzung der Landschaft“, beschreibt Lischeid die Gesamtsituation. Im Zuge der langjährigen Grundwasserabsenkung sind ehemalige Moorflächen trockengefallen und werden heute als Ackerland genutzt. An anderer Stelle entstanden neue Siedlungen. Die Wiederherstellung der alten Grundwasserstände führt dann zur Vernässung der Ackerflächen und zu nassen Kellern. Regionale Akteure wie die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) arbeiten intensiv daran, möglichen negativen Auswirkungen frühzeitig entgegenzuwirken. So sind zum Teil auch Pumpen im Einsatz, die das Grundwasser an kritischen Orten auf einem stabilen Niveau halten.
Saures Wasser und unsicherer Boden
Ein weiterer zentraler Aspekt: Durch den Bergbau wurden schwefelhaltige Gesteine aus dem tiefen Untergrund oberflächennah abgelagert. „Diese Gesteine reagieren nun mit dem langsam ansteigenden Grundwasser, was bereits zu einer massiven Versauerung einiger Tagebauseen geführt hat. Gelangt das Wasser in die Flüsse, kann es dort das ökologische Gleichgewicht stören“, erklärt Kröcher. Ein weiterer Effekt des langsamen Grundwasseranstiegs ist die mögliche Destabilisierung des Untergrundes. Unter ungünstigen Bedingungen wirkt das Grundwasser wie ein Schmiermittel, das im Bereich der Kippen abgelagerte Material gerät ins Rutschen. Dies kann noch Jahrzehnte später zu einer Gefahr für Siedlungen und Infrastruktur in den ehemaligen Bergbaugebieten werden. Erst 2021 kam es am Knappensee zu einer größeren Rutschung, bei der glücklicherweise keine Menschen zu Schaden kamen. Der Knappensee entstand aus einem 1945 stillgelegten Braunkohletagebau.

Auf dem Trockenen
Nicht nur das ZALF-Team ist sich sicher: Mit dem Klimawandel werden die Herausforderungen wachsen. „Die Lausitz ist seit jeher eine der niederschlagsärmsten Regionen Deutschlands. Hinzu kommt, dass die Böden oft sehr sandig sind und das Niederschlagswasser nicht lange speichern können. Pflanzen profitieren zwar vom steigenden Grundwasser, wenn sie es mit ihren Wurzeln erreichen können, aber auch sie sind dem fortschreitenden Klimawandel immer weniger gewachsen“, sagt Lischeid. „In den letzten Jahren sind die Niederschläge im Frühjahr deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig setzt die Wasseraufnahme der Pflanzen durch die Erwärmung immer früher ein. Diese fatale Kombination verschärft den Trockenstress der Pflanzen und führt zu Ertragseinbußen in der Land- und Forstwirtschaft“, ergänzt Kröcher. Die Untersuchungen des ZALF-Teams zeigen, dass dieser Effekt vielerorts nicht durch steigende Grundwasserstände kompensiert werden konnte. Selbst Kiefernwälder wurden zuletzt geschwächt, obwohl ihre tiefreichenden Wurzeln auch Wasser aus tieferen Bodenschichten aufnehmen können. In den Waldbeständen tritt zudem die Waldbrandgefahr immer früher im Jahr auf und bleibt bis weit in den Herbst hinein sehr hoch.
In den Herbst- und Wintermonaten treten hingegen vermehrt Starkregenereignisse auf, die zu einem verstärkten Oberflächenabfluss und zur Erosion des fruchtbaren Oberbodens führen, bevor das Wasser in tiefere Bodenschichten vordringen kann.
Vorsicht vor pauschalen Aussagen
Allgemeingültige Aussagen sind jedoch schwierig „Wenn wir zum Beispiel das Thema Verdunstung betrachten, kommt es sehr auf die Standortbedingungen vor Ort an“, sagt Lischeid. „Auf Äckern steigt die Verdunstung im Frühjahr an, fällt aber nach der Ernte deutlich ab. Die Böden trocknen dann stark aus“, erklärt er. Wiesen und Weiden weisen dagegen eine gleichmäßigere Verdunstung über das Jahr auf. Sie sind in Brandenburg vor allem im Tiefland verbreitet, wo das Grundwasser auch im Spätsommer noch hochsteht und den Pflanzen zur Verfügung steht. Im Wald haben Baumarten, die vor allem auf sandigen Böden verbreitet sind, wie z. B. die Kiefer, mit ihren tief reichenden Wurzeln auch in längeren Trockenphasen oft noch Zugang zu Wasser in tieferen Bodenschichten. Treten jedoch Trockenjahre immer häufiger auf, kann der Bodenwasservorrat in größeren Tiefen nicht mehr aufgefüllt werden. „Auf diesen Standorten kommt es deshalb, scheinbar überraschend, oft erst mit erheblichen Verzögerungen zu einer massiven Schädigung der Vegetation“, so Lischeid. Auch die Verdunstung über offenen Wasserflächen wie Tagebauseen ist ein komplexes Thema. Während die Wasserverdunstung über der glatten Seeoberfläche oft geringer ist als über dichten Wäldern, kann sie in flachen Gewässern durch die rasche Erwärmung und in ufernahen, bewachsenen Bereichen erhöht sein.

Es stimmt auch nicht, dass es nur Nachteile gibt. So wirkt sich der Grundwasserwiederanstieg in einigen Gebieten positiv auf die Trinkwasserversorgung aus, auch wenn hier eine kontinuierliche Überwachung erforderlich ist, um möglichen Einträgen aus Bergbaualtlasten frühzeitig entgegenzuwirken.
Forschung als Grundlage für Maßnahmen
An Herausforderungen mangelt es in der Lausitz also nicht: Zunehmende Wetterextreme erhöhen den Druck auf die Wasserressourcen – kluge Strategien zur Regulierung sind gefragt. Auch die langfristige Sicherung der Wasserqualität muss gewährleistet werden. Wälder müssen nachhaltig umgebaut und der Grundwasserwiederanstieg mit all seinen Vor- und Nachteilen kontinuierlich begleitet werden. Doch wo fängt man an?
Genau hier sieht das ZALF-Team den zentralen Mehrwert seiner Forschung: Die detaillierte kartografische Darstellung der Wasserbewegungen in der Lausitz. „Unsere Karten zeigen mit hoher räumlicher Genauigkeit, welche Gebiete besonders von Grundwasserveränderungen betroffen sind. Das ist Gold wert“, sagt Kröcher. “So lassen sich gezielt Maßnahmen für eine nachhaltige Wassernutzung entwickeln. So liefert das Projekt nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch konkrete Entscheidungshilfen für Praxis und Politik.”
Für die Lausitz gilt in jedem Fall: Weitsicht ist gefragt. Nur wenn natürliche Prozesse und menschliche Eingriffe in ein nachhaltiges Gleichgewicht gebracht werden, kann die Region langfristig von ihrem Wasser profitieren – Menschen, Landwirtschaft und Natur gleichermaßen.
Weitere Informationen:
Originalpublikation: https://doi.org/10.1002/hyp.70053
Das BMBF-geförderte Projekt „Monitoring der Landschaftsraumoberflächen und Biodiversität mittels Drohnen- und Satellitendaten in der Modellregion Lausitz“ ist Teil des WIR!-Bündnis Land-Innovation-Lausitz.
Hinweis zum Beitrag:
Dieser Text wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz (ChatGPT 4.o) erstellt, unter Berücksichtigung der Originalpublikation (veröffentlicht unter CC BY 4.0). Alle Inhalte wurden von den verantwortlichen Forschenden sowie dem querFELDein-Team sorgfältig überprüft und überarbeitet.
Einige der in diesem Beitrag verwendeten Bilder stehen unter der Creative Common 3.0-Lizenz.