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Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie (LSB)

Den Kaffeetrinkern auf der Spur  

Ernährung Gesundheit
Viele blaue Kaffeetassen mit weißen Untertassen auf türkisem Hintergrund.
© Pawel Czerwinski | Unsplash

Text: DR. GISELA OLIAS & TOM BAUMEISTER

Weltweit trinken Millionen von Menschen täglich Kaffee. Seine gesundheitlichen Wirkungen sind daher häufig Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. In vielen dieser Studien beruhen die Daten zum Kaffeekonsum jedoch weitgehend auf Selbstangaben der Teilnehmenden und sind daher nicht immer korrekt. Ein Team des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie (LSB) an der Technischen Universität München schlägt für dieses Problem nun eine Lösung vor.

Eines ist sicher: Kaffee ist und bleibt ein Verkaufsschlager. Er ist das mit Abstand das beliebteste Heißgetränk in Deutschland, zuletzt mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von rund 167 Liter. Doch im europäischen Vergleich landet Deutschland selbst mit dieser Menge auf einem der hinteren Plätze. Die größten Kaffeetrinkerinnen und -trinker wohnen in Luxemburg, Finnland und den Niederlanden. Fragen nach den Auswirkungen von Kaffee auf unsere Gesundheit sind daher nur die logische Folge. Zu kaum einem Getränk gibt es so viele Studien. So soll Kaffee den Stoffwechsel anregen, Kopfschmerzen lindern und sogar Depressionen vorbeugen können. Doch er steht auch im Verdacht Herzrasen und Schweißausbrüche zu begünstigen sowie zu Schlafstörungen zu führen.

Das Problem: Um in Ernährungs- und Gesundheitsstudien den Kaffeekonsum zu erfassen, sind Forschende meist auf Selbstauskünfte der Teilnehmenden angewiesen. Diese sind jedoch nicht immer verlässlich. Es wäre daher wünschenswert, dass sich der individuelle Konsum objektiv anhand von Biomarkern überprüfen ließe. Ein Forschungsteam unter Leitung des LSB hat genau hierzu einen spezifischen Inhaltsstoff von Röstkaffee überprüft und schlägt ihn nun als verlässlichen, praktikablen Lebensmittel-Biomarker vor.

Ein Foto von Dr. Roman Lang
Dr. Roman Lang leitet am LSB die Arbeitsgruppe Biosystems Chemistry & Human Metabolism. © K. Krpelan | LSB

Biomarker könnten Abhilfe schaffen

Zuverlässige Biomarker könnten es erlauben, anhand biologischer Proben eine objektive Unterscheidung zwischen Kaffeetrinkenden und Nicht-Kaffeetrinkenden vorzunehmen. „Bisher sind jedoch nur wenige Substanzen bekannt, die als Kaffeemarker in Frage kommen“, sagt Studienleiter Roman Lang vom LSB. Diese seien aber noch nicht hinreichend überprüft oder in ausreichenden Mengen verfügbar, um in Ernährungsstudien als Vergleichssubstanz zu dienen, so der Wissenschaftler weiter.

Das Forschungsteam, zu dem auch der Ernährungsmediziner Thomas Skurk sowie die Erstautorin Beate Brandl vom ZIEL – Institute for Food & Health der Technischen Universität München gehören, hat nun die Substanz N-Methylpyridinium umfassend auf deren Eignung untersucht.

Daten von über 460 Personen ausgewertet

Im Rahmen der wissenschaftlichen Validierung wertete das Team zum einen bereits vorhandene Literaturdaten aus. Zum anderen analysierte es Urin-, Blut- und Plasmaproben von über 460 Personen aus Freising und Nürnberg, die an einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Ernährungsstudie teilgenommen hatten.

Wie die Studie zeigt, ist N-Methylpyridinium ein für Röstkaffee spezifischer Inhaltsstoff, der zudem reichlich in den Hauptsorten Arabica und Robusta enthalten ist. Der Röststoff ist chemisch sehr stabil und seine Aufnahme in den Organismus ist konzentrationsabhängig. Ebenso lässt sich die Substanz nach dem Kaffeegenuss in verschiedenen Körperflüssigkeiten gut und reproduzierbar nachweisen, bevor sie den Körper innerhalb weniger Stunden bis Tage über den Urin unverändert wieder verlässt.

Roman Lang erklärt: “Wie wir zeigen, erfüllt unser Biomarker-Kandidat alle Kriterien, welche die Wissenschaft an einen Biomarker zur Kontrolle der Nahrungsaufnahme stellt. Auch wenn wir aufgrund verschiedener Faktoren nicht direkt auf die aufgenommene Kaffeemenge schließen können, ist der Röststoff dennoch als Marker geeignet. Denn er ermöglicht es, in Studien objektiv und praktikabel zwischen Personen zu unterscheiden, die Kaffee getrunken haben oder nicht. Wir schlagen ihn daher als zuverlässigen qualitativen Biomarker für den Kaffeekonsum vor.”

Institution: Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie (LSB)
Ansprechpartner/in: Dr. Roman Lang

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