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Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.

Wasser marsch!?  

Gewässer Klimawandel Landwirtschaft
Mobile Bewässerungsanlage auf einem Feld
Was tun, wenn auf unseren Feldern nicht genügend Regen fällt? Bewässerungsanlagen sind teuer und Wasser wird immer knapper. Wann lohnt sich eine Investition? © alexmisu | AdobeStock

Text: JULIA LIDAUER

Wir wachen morgens auf, putzen unsere Zähne, duschen, trinken einen Kaffee und gießen unsere Küchenkräuter. Wir öffnen den Wasserhahn, ohne uns darum zu sorgen, woher das Wasser kommt und ob die 123 Liter Trinkwasser, die jede Person in Deutschland durchschnittlich pro Tag verbraucht, überhaupt zur Verfügung stehen. Landwirte und Landwirtinnen jedoch müssen sich in Zeiten des Klimawandels intensiv damit auseinander setzen, wie viel Wasser auf ihre Felder kommt, und ob sich etwa eine Bewässerung lohnt.

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Als direkte Folge des Klimawandels steigt nicht nur die jährliche Durchschnittstemperatur, auch Extremwetterereignisse nehmen zu. Dazu gehören unter anderem Starkregen sowie lange Perioden, in denen kaum oder kein Niederschlag fällt – sogenannte Dürren – die in Zukunft wohl noch häufiger zu erwarten sind. Die Pflanzen und die Landwirtschaft leiden unter diesen Veränderungen. Pflanzen bekommen in Dürrejahren in wichtigen Wachstumsphasen nicht genügend Wasser, können dadurch weniger wachsen und Früchte ausbilden oder sogar gänzlich vertrocknen. Landwirte und Landwirtinnen leiden darunter, da ihre Erträge zurückgehen und sie mit Gewinneinbußen rechnen müssen.

Die Wissenschaftler Dr. Johannes Schuler und Dr. Jörg Steidl vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. beschäftigen sich bereits seit vielen Jahren mit der Frage, wie die Landwirtschaft am besten mit Wasserknappheit umgehen kann. »Dabei interessiert uns unter anderem, woher zusätzliches Wasser kommt und wie man zu viel Wasser sinnvoll wieder loswird. Natürlich beziehen wir auch die finanzielle Seite mit ein, denn die Betriebe müssen Geld verdienen, also wirtschaftlich arbeiten«, so Schuler.

Dr. Johannes Schuler (rechts) und Dr. Jörg Steidl (links)
Dr. Johannes Schuler (rechts) und Dr. Jörg Steidl (links) arbeiten am ZALF gemeinsam in den Projekten »Betriebliche Strategieempfehlungen zum Umgang mit Wasserknappheit in der Landwirtschaft« sowie »Wassermanagement in der Landwirtschaft – WAMALAN«. © Ottfried Dietrich | ZALF

Eine Möglichkeit, der Wasserknappheit auf den Feldern entgegenzuwirken, ist die Beregnung. Die Anschaffung und Nutzung der technischen Anlagen dafür ist allerdings mit hohen Kosten verbunden. Diese werden nur dann gedeckt, wenn die beregneten Feldfrüchte auch gewinnbringend verkauft werden können. Ab wann sich Beregnungsanlagen für die Betriebe wirklich lohnen, hat sich das Forscherteam genauer angeschaut.

Gewinn-Verlust-Rechnung

Die gute Nachricht: Es lässt sich berechnen, ab wann sich eine Beregnungsanlage lohnt. Die schlechte Nachricht: Planungsrechnungen für die Zukunft sollten immer mit Vorsicht betrachtet werden. Nicht, weil die Formel fehlerhaft ist, sondern weil die in die Berechnungen eingehenden Preise, Ertragszuwächse und Witterungsdaten nur Annahmen sein können, die stetig Änderungen unterliegen.

»Bei Kartoffeln ist Beregnung eine sehr sichere Sache, vor allem wenn die Stärkeproduktion daran hängt. Auch wenn ein Betrieb Silomais für seine Biogasanlage anbaut, rechnet sich eine Beregnungsanlage«, erklärt Steidl. Solche sicheren Vorhersagen sind jedoch nicht immer möglich. Und auch beim Anbau von Kartoffeln gibt es einen Haken. Mit ihnen ist zwar der höchste Gewinn zu erwarten, sie können aber nur alle vier Jahre auf demselben Acker angebaut werden. Vor allem für den Einsatz von stationären Beregnungsanlagen bedeutet dies, dass auch in den anderen drei Jahren möglichst kostendeckende Kulturen angebaut und beregnet werden müssen.

Brunnenbohrer
Der Bau eines Brunnens, mit dem Grundwasser für die Feldberegnung gefördert werden kann, ist eine erhebliche Investition. © Jörg Steidl | ZALF

Die häufigste und sicherste Quelle für das Zusatzwasser zur Beregnung ist laut den Forschern das Grundwasser. Der Bau eines Brunnens ist aber teurer als die Anschaffung einer Wasserpumpe für Flusswasser. Und nicht jeder landwirtschaftliche Betrieb bekommt die behördliche Genehmigung für einen Brunnenbau, da nicht überall ausreichend Grundwasser verfügbar ist. »Beim Dargebot steht die Landwirtschaft erst an dritter Stelle der Prioritäten, nach der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung sowie der Wasserversorgung der Industrie«, so Steidl. Auch liegt nicht jeder Acker an einem Fluss, der ausreichend viel und sauberes Wasser führt. Fehlt dieses oder die Genehmigung der Grundwasserentnahme, wird ein Heranschaffen von Wasser für die meisten Betriebe schon zu teuer, wenn die Quelle mehr als zwei Kilometer entfernt liegt.

Steigt in Zukunft der Wasserbedarf in der Landwirtschaft sowie in anderen Bereichen, könnte an einigen Standorten eine Wasserknappheit entstehen. Dies wiederum würde wahrscheinlich die Wasserpreise steigen lassen, womit sich Investitionen in Beregnungsanlagen weniger lohnen. Schuler fordert: »Die Betriebe brauchen hier Planungssicherheit. Gesetzgeber und Wasserbehörden müssen eine langfristige Kalkulierbarkeit der Wasserrechte ermöglichen.«

Große Wasserpumpe am Flussufer
Eine Option können auch mobile Pumpaggregate sein, die Wasser aus naheliegenden Flüssen oder Seen für die Feldberegnung fördern. Doch auch dafür braucht es Genehmigungen. © Akchamczuk | iStock

Welche Alternativen gibt es?

Ist Beregnung keine Option, dann sind Landwirte und Landwirtinnen auf Alternativen angewiesen, um den Wassermangel auf ihren Feldern zu kompensieren. Dazu gehören unter anderem die Integrierung von neuen Ackerkulturen, eine weniger intensive Bodenbearbeitung, die Direktsaat ganz ohne Pflügen sowie wetterangepasste Aussaatzeiten. »Es muss nicht immer Beregnung sein«, sagt Schuler dazu. »Klar ist, die Betriebe müssen sich auf neue Umweltzustände einstellen. Wenn wir etwas über den Tellerrand schauen, sehen wir aber, dass es auch mit weniger Niederschlag geht. Es gibt dann vielleicht weniger Weizen, aber wenn geringere Erträge zu erwarten sind, kann sich ein Betrieb mit seinem ganzen Management darauf einstellen. Am Ende hat er ein weniger intensives Anbausystem mit weniger Düngeraufwand und Pestizideinsatz, das zur Niederschlagsmenge passt.«

Steidl ergänzt: »Betrachten wir die Länder am Mittelmeer: der Hotspot für Beregnung. Aber selbst hier wird nicht jede Ackerfläche beregnet. Oder schauen wir nach Australien, ein weiteres typisches Beispiel. In Deutschland würde man vielleicht erstmal denken, für diese Erträge baue ich gar nicht erst an, aber Australien hat eine deutlich weniger intensive Landwirtschaft, die funktioniert – sie produzieren ja sogar für den Weltmarkt.«

Die beiden Forscher betonen, dass die Anschaffung einer Beregnungsanlage gut durchkalkuliert werden muss, dass eine Landwirtschaft aber auch ohne Beregnung funktionieren kann. Auch dort könne jeder seine Nische finden. »Die Australier nutzen auch weniger Dünger und Pestizide. Wäre ja nicht schlecht, wenn wir in Deutschland dahin kommen würden« fügt Schuler noch hinzu.

Institution: Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.
Ansprechpartner/in: Johannes Schuler, Jörg Steidl

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