Wie weiter mit Waldbrandflächen?
Text: MLUK/LFE
Waldbrände sind eine Gefahr für trockene Wälder und diese wiederum erhöhen die Gefahr, dass Brände schneller entstehen und sich ausbreiten können. Die Ursachen für Waldbrände sind zahlreich – die meisten gehen jedoch auf den Einfluss des Menschen zurück – von der Unachtsamkeit bis hin zur bewussten Brandstiftung. Die Entstehung und Ausbreitung von Waldbränden wird durch mehrere Faktoren unter anderem Wetter, Bewaldungsdichte, Bodenfeuchte aber auch die Zündquelle selbst sowie die Möglichkeiten der Brandbekämpfung beeinflusst. Klimamodelle gehen von einer größeren Häufigkeit und Intensität von Waldbränden infolge der globalen Erwärmung aus. Wie kann der Schutz vor Waldbränden verbessert werden, und wie können Waldbesitzende mit den Flächen umgehen, die vom Brand betroffen sind?
Für diejenigen, die lieber hören, statt lesen
DownloadNach dem schadensreichen Waldbrandjahr 2022 stellte das Landeskompetenzzentrum Forst (LFE) des Agrar-Umweltministeriums sein 18. Eberswalder Waldkolloquium unter das Thema Waldbrand. Insgesamt rund 350 Forstleute aus Wissenschaft und Praxis sowie Interessierte diskutierten zum einen Wege, den Schutz vor Waldbränden zu verbessern, zum anderen ging es darum, wie Waldbesitzende nach einem Brand mit den Flächen umgehen.
Forstminister Vogel auf Waldkolloquium – Landesforst gibt Empfehlungen für Waldbesitzende
„Bei der Wiederbewaldung nach einem Waldbrand muss die Entwicklung stabiler, gemischter, anpassungsfähiger und ökologisch vielfältiger Waldökosysteme das Ziel sein“, sagte Minister Axel Vogel in seiner Eröffnungsrede. „Waldbrände können schnell zu Katastrophen werden – das hat uns das Waldbrandjahr 2022 mit über 500 Waldbränden und mehr als 1.400 Hektar Schadensfläche eindrucksvoll vor Augen geführt“, so Axel Vogel weiter.
„In jedem Fall stellen sie eine erhebliche und für mitteleuropäische Waldgesellschaften ökosystem-untypische Störung dar. Bei der Vorbeugung und bei der Bekämpfung von Waldbränden werden auch neue Kooperationen und ressortübergreifende Strategien notwendig. Die Anpassung an die Folgen der Klimaveränderungen ist eine Querschnittsaufgabe und zieht sich durch nahezu alle Bereiche. Davon bleibt auch der Schutz vor Waldbränden nicht ausgenommen. Bei den Entscheidungen zum Umgang mit Waldbrandflächen braucht es außerdem Lösungen, um den Risiken durch die zunehmende Erderwärmung mit Hitzephasen und Trockenheit etwas entgegensetzen zu können. Hier kommt der Naturverjüngung und der Wiederbewaldung mit stabilen Mischwäldern eine entscheidende Rolle zu“, so Brandenburgs Forst- und Klimaschutzminister Axel Vogel.
Unter den 504 Waldbränden der letzten „Waldbrandsaison“ auf einer Gesamtfläche von 1.411 Hektar schlugen allein vier Großbrände mit jeweils über 100 Hektar besonders zu Buche. Betroffen mit jeweils zwei Großbränden waren die Landkreise Elbe-Elster (740 Hektar Schadfläche) und Potsdam Mittelmark (410 Hektar).
Mit einem Waldanteil von rund zwei Drittel kommt dem Privatwald eine besondere Rolle zu. Nach einem Brand stehen Waldbesitzende nicht nur vor den rauchenden Resten ihrer Waldflächen, sondern auch vor der Entscheidung, wie es mit den Flächen weitergehen soll: Die gesetzlichen Regelungen schreiben eine Wiederbewaldung vor, wobei meist zwischen einer natürlichen Wiederbewaldung, die vor allem bei kleineren Flächen und bei angepassten Wildbeständen möglich ist, und einer aktiven Wiederaufforstung mit Pflanzen oder Saatgut unterschieden werden kann. Neben der vom Land Brandenburg nach Waldbränden angebotenen finanziellen Hilfe ist häufig auch guter Rat gefragt.
Maßnahmen sollten abgewogen werden
Die Leiterin des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE), Dr. Ulrike Hagemann, stellte Maßnahmen und Empfehlungen für den Umgang mit Waldbrandflächen vor. Angesichts der komplexen Situation auf Waldbrandflächen empfiehlt das LFE eine Abwägung von Maßnahmen in den vier Handlungsfeldern Waldschutz, Bodenschutz, Wiederbewaldung und Umgang mit Totholz.
Zu den Maßnahmen zählt beispielsweise, einen aus Naturverjüngung entstehenden Vorwald in die Waldentwicklung zu integrieren, die Naturverjüngung durch kleinflächige Saat oder Pflanzung nach und nach zu ergänzen sowie das durch Brand entstandene Totholz in bestimmten Bereichen von Brandflächen gezielt zu belassen, zu reduzieren oder zu beräumen. Bei der Planung sollten Faktoren wie der Waldzustand vor dem Brand, die Brandintensität, Standortseigenschaften, das vorhandene Erschließungssystem und der Zustand der umliegenden Waldbestände berücksichtigt werden. Besonders bei Brandflächen über einem Hektar wird eine kleinräumige Planung von Maßnahmen empfohlen, um auf den Brandflächen vielfältige und widerstandsfähige Waldökosysteme zu entwickeln.
Die Vorschläge sind in der im Februar 2023 veröffentlichten 30-seitigen Publikation des Landesbetriebs Forst Brandenburg (LFB) „Empfehlungen zum Umgang mit Waldbrandflächen“ enthalten. Für jede Maßnahme werden die jeweils möglichen positiven Effekte und die damit einhergehenden Risiken vergleichend dargestellt. Die Empfehlungen richten sich an Waldbesitzende aller Eigentumsarten und sind für Forstfachleute die Grundlage für eine enge inhaltliche Begleitung und Umsetzung der Maßnahmen. Das Werk entstand unter Federführung des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde und mit der Hochschule Eberswalde, der Technischen Universität Dresden, dem Thünen-Institut, der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern, dem Landesfeuerwehrzentrum und Praktikern des Landesbetriebs Forst Brandenburg.
Weiterführende Informationen
Publikation des Landesbetriebs Forst Brandenburg (LFB): „Empfehlungen zum Umgang mit Waldbrandflächen“
Präsentation zu den Maßnahmen und Empfehlungen für den Umgang mit Waldbrandflächen von der Leiterin des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE) Dr. Ulrike Hagemann: https://forst.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/6_HAGEMANN.pdf
Link zu weiteren Vortragsfolien zum Thema: https://forst.brandenburg.de/lfb/de/ueber-uns/landeskompetenzzentrum-lfe/waldkolloquium-eberswalde-2023/