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Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)

Bäume auf dem Acker?  

Agrarlandschaften Agroforst Biodiversität Landnutzung Nachhaltigkeit

Text: ANNIKA BISCHOF
Video: LATEST THINKING (lt.org)

Mit dem Klimawandel und dem Verlust von Biodiversität steht die Menschheit aktuell vor großen Herausforderungen. Zumindest in der Landwirtschaft können Agroforstsysteme einen vielversprechenden Lösungsansatz darstellen. Hierbei wird auf einer Ackerfläche der Anbau von landwirtschaftlichen Pflanzenkulturen bzw. die Tierhaltung mit dem Anbau von Bäumen kombiniert.

Für diejenigen, die lieber hören, statt lesen

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Prof. Dr. Tobias Cremer und Dr. Ralf Bloch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) erklären, warum man Land- und Forstwirtschaft miteinander kombinieren sollte und stellen das Langzeitforschungsprojekt "Agroforst: Modellprojekt in Brandenburg" vor. https://www.hnee.de Produzent: www.lt.org

In Deutschland kommen Agroforstsysteme bislang nur auf 1,6 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen vor. Das liegt zum einen daran, dass noch großer Forschungsbedarf besteht, was die komplexen Wechselwirkungen zwischen Bäumen und landwirtschaftlichen Kulturen angeht. Es fehlt aber auch an genügend Anschauungsobjekten um das Anbaukonzept greifbar zu machen.

Auch aus diesem Grund legte die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) im Jahr 2017 eine circa fünf Hektar große Agroforstfläche im Norden Brandenburgs an. Gelegen im Löwenberger Land stellt das geplante Langzeitprojekt eine enge Verzahnung von Lehre und Forschung dar, aufbauend auf den Konzepten der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Alle Entscheidungen werden in enger Zusammenarbeit mit Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen getroffen, die sich semesterweise im Rahmen einer innovativen Lehrform einbringen und so ganz praktisch „am lebenden Objekt“ über Agroforstsysteme lernen.

Exkursion zum Agroforst-Modellprojekt der HNEE
Exkursion zur Versuchsfläche des Forschungsprojekts "Ackerbaum". Dieses gehört zum Agroforst-Modellprojekt in Brandenburg, das von Prof. Dr. Tobias Cremer und Dr. Ralf Bloch koordiniert wird. © Annika Bischof | HNEE

Was bringen Agroforstsysteme?

Durch die Kombination mit dem Anbau von Baumkulturen sollen für die Landwirtschaftsbetriebe ökologische und ökonomische Vorteile im Vergleich zu einer herkömmlichen Ackernutzung erreicht werden. Dazu zählen unter anderem geringere Wind- und Niederschlagserosion, eine höhere Biodiversität sowie langfristig eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen die Auswirkungen des Klimawandels.

Auf ihrer Fläche legten die Forschenden der HNEE Baumreihen im Abstand von 38 Metern und eine Windschutzhecke an. Sie errichteten Greifvogelstangen und pflanzten gleich mehrere Blühstreifen. Zuletzt wurden Klimastationen installiert, um das Mikroklima auf der Fläche zu erfassen. So wird untersucht, welchen Einfluss das Agroforstsystem zum Beispiel auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf der Fläche hat und wie dadurch das Wachstum der landwirtschaftlichen Feldfrüchte beeinflusst wird.

Das HNEE-Team wird in acht bis zehn Jahren auch erste Aussagen zum Humusgehalt der Böden machen können, die im direkten Zusammenhang mit dem Agroforstsystem stehen. Soviel Zeit benötigen die Bäume und Hecken zum Wachsen, damit sie ausreichend Schatten für die Fläche spenden und der Verdunstung als auch der Erosion entgegenwirken. Ein weiterer Vorteil: Ihr Laub dient in dieser Zeit als zusätzliche Düngung für den Boden.

Erschien zuerst im/auf: querFELDein
Institution: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)
Ansprechpartner/in: Prof. Dr. Tobias Cremer

Kommentieren

  1. Dr.Hartmut Bredereck

    Ich finde Ihr Projekt interessant.
    Allerdings habe ich als Gärtner (500qm Fläche) folgende Bedenken:
    In meinem Garten stehen zwei größere Bäume (Süsskirsche, Pflaume), die das unmittelbare Anlegen von Gemüsebeeten unmöglich machen.
    Gründe: Hohe Beschattung, Austrocknung des Bodens (Bäume saugen im Umfeld das Grundwasser weg) und Nahrungsmangel.
    Auf Feldern ist dies natürlich anders, aber welche konkreten Vorteile erwarten Sie für die Kulturpflanzen.

    1. Laut Prof. Dr. Cremer (HNEE) geht man davon aus, dass durch die Baumreihen die Wind- und Wassererosion auf dem Feld verringert werden. Gleichzeitig können Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten mobilisiert und das Mikroklima verbessert werden. Schließlich wird eine eine höhere Biodiversität im Gesamtsystem erwartet. Es ist davon auszugehen, dass das System insgesamt resilienter wird gegen die möglichen Folgen des Klimawandels.

      In direkter Nähe der Baumreihen sind in der Tat durch Beschattung niedrigere Erträge der Kulturpflanze zu erwarten. Gleichzeitig zeigen erste Studien, dass der Gesamtertrag auf der Fläche dennoch steigt, d.h. durch die oben genannten Vorteile können die Mindererträge direkt an den Baumreihen überkompensiert werden. Hier spielt auch die Ausrichtung des Systems (Nord-Süd-Richtung versus Ost-West-Richtung) eine entscheidende Rolle.

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