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Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB)

One Health – Forschende plädieren für die Einbeziehung des Bodenmikrobioms als Bestandteil eines ganzheitlichen Ansatzes  

Boden Gesundheit Ökosystemleistungen Umweltbildung
Zu sehen ist eine Nahaufnahme von einem aufgelockerten Ackerboden auf dem junge Pflänzchen wachsen.
Ackerboden © Shahan Khan | Unsplash

Text: ULRIKE GLAUBITZ

Der One Health Ansatz stellt die Gesundheit aller Lebewesen in einen engen Zusammenhang mit dem Ziel, sie in ein nachhaltiges Gleichgewicht zu bringen. Die kleinsten Lebewesen im Boden, das sogenannte Bodenmikrobiom, wurden in diesem Ansatz bisher allerdings weitgehend ignoriert. Das wollen Forschende nun ändern. In einem Kommentar im renommierten Fachjournal Nature Microbiology setzen sie sich dafür ein, das Bodenmikrobiom zukünftig als wichtige Komponente für den One Health Ansatz einzubeziehen.

Für diejenigen, die lieber hören, statt lesen

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Unsere Gesundheit ist eng verknüpft mit der Gesundheit von Tieren, Pflanzen und unserer gemeinsamen Umwelt. Dieser ganzheitliche One Health Ansatz stellt unsere Abhängigkeiten in den Fokus mit dem Ziel, die gemeinsame Gesundheit nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen und Risiken durch zum Beispiel Infektionskrankheiten, Antibiotikaresistenzen und Klimakrise zu begegnen. Hierfür müssen Politik, Wissenschaft und Medizin in den Bereichen Human- und Veterinärmedizin, Umwelt- und Agrarwissenschaften und Lebensmitteltechnik fächerübergreifend zusammenarbeiten.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Australien, Italien und Deutschland haben nun im renommierten Fachjournal Nature Microbiology einen Artikel veröffentlicht, mit dem Ziel, das Bodenmikrobiom als einen weiteren Schwerpunkt in den One Health Ansatz zu integrieren. „Gesunde Böden sind die Grundlage der planetaren Gesundheit. Bisher werden der Boden und sein MikrobiomMikrobiomGesamtheit aller Mikroorganismen (mikrobielle Gemeinschaft) eines spezifischen Lebensraums.
(Quelle: https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z)
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– also alle darin vorkommenden Bakterien, Archaeen, mikrobiellen Eukaryoten und Viren – hierbei kaum berücksichtigt“, erklärt Ahmed Abdelfattah, Gruppenleiter der Arbeitsgruppe „MikrobiomMikrobiomGesamtheit aller Mikroorganismen (mikrobielle Gemeinschaft) eines spezifischen Lebensraums.
(Quelle: https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z)
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-Management“ am Leibniz-Institut für Agrartechnik und BioökonomieBioökonomieDer Begriff Bioökonomie (auch biobasierte Wirtschaft genannt), wie er in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion genutzt wird, umfasst alle industriellen und wirtschaftlichen Sektoren und deren zugehörige Dienstleistungen, die biologische Ressourcen produzieren, ver- und bearbeiten oder diese in verschiedenen Formen nutzen.
(Quelle: https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z)
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e.V. (ATB). Dabei ist der Boden einer der wichtigsten und vielfältigsten Lebensräume der Erde: In nur einer Hand voll Boden können bis zu acht Milliarden Lebewesen vorkommen.

Abgebildet ist ein Sparten, auf dem sich eine Bodenprobe befindet und eine Hand, die diese Bodenprobe gerade testet.
Bodenprobe © R. Gebbers | ATB

Mikroben können zum einen vorteilhaft für die Gesundheit und das Gleichgewicht eines Ökosystems sein, während andere Vertreter, auch wenn sie nur einen sehr kleinen Teil ausmachen, uns und unserer Umwelt gefährlich werden können. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist klar, wie eng die Gesundheit von Mensch und Tier zusammenhängt. Um zukünftige Übertragungen von Erregern zwischen Mensch und Tier zu vermeiden, ist ein umfangreiches, transdisziplinäres Wissen von Nöten. Die Autorinnen und Autoren räumen den kleinen Organismen im Boden dafür eine große Bedeutung ein.

Abedelfattah erklärt weiter: „Bodenmikroorganismen sind die Hauptquelle des natürlichen MikrobiomMikrobiomGesamtheit aller Mikroorganismen (mikrobielle Gemeinschaft) eines spezifischen Lebensraums.
(Quelle: https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z)
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s aller Lebewesen. Stören wir das Bodenmikrobiom, z.B. durch verseuchte Abwässer, Bodenerosion in der Landwirtschaft, aber auch bedingt durch den Klimawandel und eine verminderte Biodiversität, befördert das nachweislich Krankheiten und mindert die Qualität unserer Umwelt erheblich.“

Für eine gesunde Ernährung und Ernährungssicherheit ist ein gesunder Boden unabdingbar. Mikroorganismen beeinflussen den Nährstoffkreislauf, verbessern das Pflanzenwachstum und sind am Abbau von Schadstoffen beteiligt.

“Ein effektives Management der menschlichen Gesundheit erfordert das bestmögliche Wissen, um politische Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen zu unterstützen. Daher ist eine stärker integrierte und gut ausgestattete Infrastruktur für die Interessenvertreter der Forschenden an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik dringend erforderlich, welche die Bodengesundheit und das MikrobiomMikrobiomGesamtheit aller Mikroorganismen (mikrobielle Gemeinschaft) eines spezifischen Lebensraums.
(Quelle: https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z)
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als wichtige Komponente bei der breiteren Umsetzung des One Health-Ansatzes ausdrücklich berücksichtigt”, so Prof. Brajesh Singh von der Western Sydney University und Hauptautor der Studie.

Die Autorinnen und Autoren machen mit Ihrer Veröffentlichung auf große Wissenslücken aufmerksam. Wie genau beeinflusst das Bodenmikrobiom unsere Umwelt und Gesundheit? Was verursacht Störungen des Systems? Ein transdisziplinärer und systematischer Ansatz – der den Boden einschließt – könnte Risiken im Zusammenhang mit Humanpathogenen, Antibiotikaresistenzen und Schadstofftoxizität bewerten, vorhersagen und Präventions- und Abhilfemaßnahmen anbieten.

Weiterführende Informationen

Singh, B.K., Yan, ZZ., Whittaker, M. , Vargas, R., Abdelfattah, A.  Soil microbiomes must be explicitly included in One Health policy. Nature Microbiology (2023). https://doi.org/10.1038/s41564-023-01386-y

Institution: Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB)
Ansprechpartner/in: Dr. Ahmed Abdelfattah

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