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Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie (LSB)

Süßstoffe vs. Zucker  

Ernährung Gesundheit
Ein Glas voll gefüllt mit Zuckerwürfel, liegt auf rosa Hintergrund.
Foto: Artem Podrez | Pexels

Text: DR. GISELA OLIAS, TOM BAUMEISTER, PROF. VERONIKA SOMOZA

Ein Löffel Zucker versüßt das Leben – doch was, wenn es eines Tages zu viele Löffel werden? Unsere Vorliebe für Süßes ist kein Geheimnis, birgt aber auch Risiken: Karies, krankhaftes Übergewicht und Folgeerkrankungen lauern im Schatten des Zuckerkonsums. Sind Süßstoffe eine gesündere Alternative?

Die Vorliebe für Süßes ist uns in die Wiege gelegt: Der süße Geschmack löst bei Säuglingen ein Wohlgefühl aus und regt zur Nahrungsaufnahme an. Auch ältere Kinder essen mehr, wenn ein Lebensmittel süß schmeckt. Ein Grund dafür ist, dass süße Zutaten unangenehme Geschmackswahrnehmungen, zum Beispiel von Bitterstoffen, überdecken können. Obwohl die Vorliebe für Süßes zwar mit zunehmendem Alter abnimmt, gilt für alle Altersgruppen in Deutschland: Wir essen zu viel Zucker. Das sollte uns beunruhigen, denn dieses Zuviel kann zu Übergewicht führen, das wiederum mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- und bestimmte Krebserkrankungen einhergeht. Die Dringlichkeit dieser Problematik wird zunehmend auch von der Politik erkannt. Im Jahr 2020 hat der Bundestag die “Nationale Diabetesstrategie“ beschlossen und aktuell wird wieder über ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel diskutiert, speziell für Werbung die sich an Kinder richtet.

Bei einer Geburtstagsfeier essen vier Kinder ihren Kuchen, umgeben von Luftballons.
Die einen sind wunschlos glücklich, die anderen wundern sich, warum die süße Schlagsahne fehlt, aber die Vorliebe für Süßes ist uns allen in die Wiege gelegt. Foto: Thirdman | Pexels

Doch können Süßstoffe hier helfen? Im Vergleich zu Zucker liefern sie kaum oder keine Kalorien und fördern keine Karies. Aber sind sie deshalb automatisch gesünder? Was sagt die Forschung?

Sicher ist: Wer Durst hat, sollte am besten Wasser trinken. Das gilt besonders für Kinder, um einer zu starken Gewöhnung an den süßen Geschmack entgegenzuwirken. Doch für Erwachsene bieten Süßstoffe durchaus Vorteile. Insbesondere in süßen Getränken sind diese zumindest nicht schlechter als Zucker und es lassen sich richtig Kalorien einsparen. 26 Prozent des gesamten Zuckerkonsums in Deutschland entfallen derzeit auf Fruchtsäfte und Nektare, weitere 12 Prozent auf Limonaden. Bei Limonaden kommt hinzu, dass sie viele „leere“ Kalorien und keine oder nur wenige lebenswichtige Nährstoffe, Vitamine oder Mineralstoffe liefern.

Aber Vorsicht: Die durch Süßstoffe eingesparten Kalorien sollten nicht durch andere Lebensmittel ausgeglichen werden. Dies gilt insbesondere für Light-Produkte, bei denen die Hersteller zur Geschmacksoptimierung oft zusätzliche kalorienhaltige Zutaten hinzufügen. Die Zukunft könnte jedoch bessere und schmackhaftere Anwendungen von Süßstoffen in diesen Produkten bringen.

Ein Supermarktregal steht voll mit Cola-, Fanta- und Sprite-Dosen.
In Süßgetränken können kalorienfrei Süßstoffe tatsächlich von Vorteil sein, im Vergleich zu Zucker. Foto: Alexandra Nosova | Unsplash (Foto bearbeitet)

Wie gesund sind Süßstoffe? It´s complicated!

Inwieweit helfen Süßstoffe zum Beispiel wirklich beim Abnehmen? Die Forschung kann dazu noch keine eindeutigen Aussagen machen. Eine britische Studie mit knapp 500 übergewichtigen Erwachsenen ergab, dass zwei Gläser kalorienfreie Süßgetränke pro Tag eine vergleichbare Gewichtsabnahme bewirken können wie das Trinken der gleichen Menge Wasser. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bleibt dennoch vorsichtig und empfiehlt zuckerfreie Süßstoffe bisher nicht zur Gewichtskontrolle. Eine eigene Übersicht über 239 Studien zeigt widersprüchliche Ergebnisse. Ähnlich sieht es bei der Frage aus, wie sich Süßstoffe auf die Darmflora auswirken, wobei es hier noch weniger Studien gibt, als zum Thema Übergewicht. Konkretere Empfehlungen gibt es zumindest für Menschen mit Diabetes. Hier sehen die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. und andere Organisationen in Süßstoffen wirklich eine Alternative zum Zucker.

Warum ist es so schwierig, die Wirkung von Süßstoffen zu erforschen? Zum einen beeinflusst die Art der Studiendurchführung die Ergebnisse. Oft müssen sich die Forschungsteams in ihren Studien auf Selbstauskünfte der Teilnehmenden verlassen, was die Zuverlässigkeit beeinträchtigen kann. Zum anderen wird häufig nicht zwischen der Art der Süßstoffe differenziert und die meisten Studien sind nicht in der Lage, Langzeiteffekte zu untersuchen. Ein weiterer Knackpunkt ist das begrenzte Wissen über Süßgeschmacksrezeptoren außerhalb des Mundes, zum Beispiel im Magen-Darm-Trakt, im Gehirn oder auf Zellen des Immunsystems. Die Forschung hat also noch viel zu tun, bevor sie genauere Empfehlungen geben kann. Bis dahin gilt: Lieber öfter ein Glas Wasser trinken.

Erschien zuerst im/auf: Ernährungsradar
Institution: Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie (LSB)
Ansprechpartner/in: Dr. Gisela Olias

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